Dampf zwischen Donau, Jagst und Neckar
038 039 (38 2039, Linke-Hofmann 1418/1917 als P8 Kattowitz 2459) am 4.1.1971 in Tübingen mit Personenzug Richtung Horb. 038 039 ist in Tübingen stationiert und bleibt dort bis zur Ausmusterung am 30.12.1971.
Erste Reise in den Süden -
Rückblick auf den Jahreswechsel 1970/1971
Den Jahreswechsel 1970/1971 hat der Autor von 0-gleich-Dampflok.de nicht bei Schampus und Böllerei im Kreis seiner Lieben, sondern allein in einer ruhigen Privatpension auf einer Wohnstraße der Stuttgarter Vorstadt verbracht.
Ende 1970 war ich angereist zum ersten Projekt Dampfloks im Süden der Republik und als ich am Abend des 30. Dezember den damals noch intakten Stuttgarter Hauptbahnhof verließ, überwältigte mich der Anblick der ganz und gar von Schnee bedeckten Häuserterrassen des Stuttgarter Talkessels, die vom sanften Licht der Straßenlaternen und Wohnzimmerfenster wunderbar wie weihnachtlich beleuchtet waren.
Mit Schnee war ich in Soest losgefahren, dichtes Schneetreiben hatte mir die Ausblicke in das Rheintal verpfuscht und Schnee sollte mich hier im nördlichen Teil der Bahndirektion Stuttgart auch die nächsten Tage nicht immer angenehm begleiten. Zeitlich und räumlich vorgegeben waren die Reisen vor Ort durch die Bezirkswochenkarte „Stuttgart 601“ vom 31.12.1970 bis 6.1.1971, die mich vom Stuttgarter Basislager aus bis nach Tübingen, Horb und Ulm sowie, ein wenig über die Grenzen des Bezirks hinaus, auch nach Rottweil und Crailsheim führen sollte. Doch das erste Reiseziel, am letzten Tag des alten Jahres, war Heilbronn.
Teil einer Fahrkarte: die Streckenkarte des DB-Wochenbezirks Stuttgart 601, mit den Gebrauchsspuren einer Reise von vor mehr als 50 Jahren, von Silvester 1970 bis 6. Januar 1971. |
Nach spärlichen Nachrichten aus gewöhnlich wohlmeinenden Kreisen und mit den „Dampfgeführten Reisezügen der DB - Winterfahrplan 1970/1071“ im Gepäck, schien mir Heilbronn hier im Neckartal an den Bahnen nach Heidelberg, Stuttgart und Schwäbisch Hall-Hessental das Drehkreuz der Dampflokomotiven in der Region zu sein, das das gleichzeitige Auftreten einer Vielzahl von Baureihen, darunter vielleicht sogar noch der P8, versprach.
Bahnhof Heilbronn Hbf
Als ich am Morgen des 31. Dezember meinen Fuß auf den Bahnsteig des Heilbronner Hauptbahnhof setzte, war ich auf einer Insel gelandet. Fußläufig ein paar Minuten von der Altstadt Heilbronns entfernt, lagen die Reisezuggleise, in südwestlicher-nordöstlicher Richtung, zusammen mit Rangierfeld und einer ausgedehnten Hafenbahn nördlich davon, zwischen dem Altarm des Neckar und dem Neckarkanal. Die Eisenbahnanlagen waren ein Nachfolgebau des ersten Heilbronner Bahnhofs von 1849. Eines Kopfbahnhofs, in den die von der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn von 1844 bis 1848 errichtete Nordbahn, von der Landeshauptstadt Stuttgart als Teil der Centralbahn kommend, gemündet hatte.
1874 ist das Eröffnungsjahr des zweiten Bahnhofs, des Heilbronner Hauptbahnhofs. Mit der Inbetriebnahme der Kocherbahn von Heilbronn nach Schwäbisch Hall im Jahr 1862 und einer Verlängerung der Nordbahn bis nach Bad Friedrichshall, dem gleichzeitigen Bahnbau von Würzburg über Königshofen entgegen, wurde aus dem Endbahnhof Heilbronn ein Trennungsbahnhof. Dessen Aufgaben konnte der alte Bahnhof nicht mehr gerecht werden.
Die Grafik wurde entnommen aus: Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Königreich Württemberg. Denkschrift zum 50. Jahrestag der Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke in Württemberg am 22. Oktober 1845. Kohlhammer, Stuttgart 1895. Sie zeigt im unteren Bereich den zweiten Heilbronner Personenbahnhof auf der Insel zwischen Neckar und Neckarkanal in der Anlage von 1874 mit Güterbahnhof und seinem ersten Bahnbetriebswerk unten rechts. Die leere Begrenzung links von den Hafenbahnanlagen stellt das rechte Ufer des Neckarkanals dar. Unten links ist das östliche Widerlager der Eisenbahnbrücke über den Kanal mit Gleisen Richtung Bietigheim (Württ.) und Eppingen angedeutet. Zum Zeitpunkt der Herausgabe der Planzeichnung waren in Richtung der Brücke jenseits des Neckarkanals ein zweiter größerer Güterbahnhof und ein Bahnbetriebswerk für Rangier- und Güterzugloks im Bau bzw. gerade fertiggestellt.
In die Zeit der Eröffnung des zweiten Bahnhofs fiel auch die Planung einer Bahnverbindung von Heilbronn nach Karlsruhe, die als Kraichgaubahn über Eppingen und Bretten in Abschnitten von 1878 bis 1880 eröffnet wurde. Als mit dem Jahr 1869 noch Eisenbahnen über Bad Friedrichshall nach Heidelberg und 1879 über Bad Friedrichshall nach Eberbach errichtet worden waren, hatte sich Heilbronn zu einem respektablen Eisenbahnknotenpunkt entwickelt.
Vier Haupteisenbahnlinien und eine Nebenlinie treffen in Heilbronn zusammen und ermöglichen mit der Neckarschifffahrt den regsten Handelsverkehr des ganzen Landes. ... Und wenn du dir an einem langen Winterabend die Mühe nimmst und zusammenrechnest, was in Heilbronn zu Wasser und mit der Eisenbahn das ganze Jahr hindurch ankommt und abgeht, so bringst du eine hübsche Summe zusammen. Es sind über 10 Millionen Doppelzentner Güter, die 100.000 Güterwagen belasten. Daraus kann man 5000, also jeden Tag 13 bis 14 Güterzüge zusammenstellen. G. A. Volz: Unsere Heimat Heilbronn a. N., 1910 | 1900 kam noch die Bottwartalbahn nach Marbach (Neckar) hinzu. Sie ging vom Heilbronner Südbahnhof aus, zwischen dem und dem Hauptbahnhof eine Linie des gut ausgebauten Straßenbahnnetzes vermittelte. Eine bemerkenswerte Zugverbindung, die den Knotenpunkt adelte, war von 1906 bis 1914 ein täglicher Saison-Luxuszug zwischen dem Pariser Ostbahnhof und Karlsbad (Morgens an aus Paris und am Abend zurück dorthin mit einer Gesamtfahrzeit von etwas mehr als 17 Stunden). |
Und da waren als kürzeste Verbindung zwischen Stuttgart und Berlin-Anhalter Bahnhof zu Zeiten der Reichsbahn die Zugpaare D11/D12 und D15/D16 und, zwischen Schaffhausen und Anhalter, die Züge D13 und 14, die auch noch Kurswagen über Heilbronn führten, mit denen sogar eine Verbindung mit Rom ermöglicht wurde.
Der Zweite Weltkrieg führte auch um Heilbronn herum Anfang 1945 zur vollständigen Einstellung des Fernverkehrs, nachdem man 1941 noch Konstanz, Frankfurt (Main) und Berlin ohne Umsteigen von hier aus erreichen konnte.
Ende 1944 und im Verlauf weiterer Kriegshandlungen 1945 wurde der Heilbronner Hauptbahnhof und sein Neorenaissance-Empfangsgebäude zerstört; dessen Ruinen 1956 abgerissen. Der klassizistische Bau des ersten Heilbronner Bahnhofs war immer noch erhalten und blieb trotz großer Kriegsschäden weiter bestehen. Er wurde von der Deutschen Bundesbahn als Verwaltungsgebäude genutzt und 2004/2005 als Kulturdenkmal restauriert.
Die Elektrifizierung der Bahnstrecken bei der DB hatte im Zuge der Strecke Stuttgart - Würzburg 1959 Heilbronn erreicht und damit im Raum Heilbronn bis 1972/1973 sein vorläufiges Ende gefunden. Mit der Elektrifizierung Stuttgart - Heilbronn und der Stationierung von VT 95, VT 98, VT 60.5 bis 1958 und der V 60 ab 1959 sowie dem Einsatz von V 200 vor Eilzügen von und nach Würzburg seit 1962 war aber die Ablösung der Dampflok in Gang gebracht.
Ab den späten 1950er Jahren wurden die in der Region heimischen bzw. heimisch gewordenen württembergischen und preußischen Länderbahn-Dampfloks zunehmend durch Einheits-Maschinen der alten Reichsbahn und Neubau-Lokomotiven der DB ersetzt. Hier am 31.12.1970 im Bw Heilbronn Einheits-Güterzuglok 050 340 (Henschel 24974/1940) des Bw Heilbronn und Neubau-Personenzuglok 023 074 (Jung 12509/1956) des Bw Crailsheim. 023 074 ist mit 1969 die letzte Dampflok der DB, die eine L3-Hauptuntersuchung bekam. Nach ihrer Tätigkeit in Crailsheim kommt die Lok noch nach Saarbrücken, wo sie 1974 ausgemustert wird.
Vor dem Verschwinden der Dampflok, die mit dem Winterfahrplan 1973/74 bevorstehen sollte, erfolgte jedoch erst ein Generationswechsel bei den Dampflokomotiven, eine Modernisierung per Dampfkraft durch Umstationierungen und Konzentration. Die ab Anfang der fünfziger Jahre in nennenswerter Zahl vorhandenen 57.10 wurden bis 1959 durch 50 abgelöst. Die ab 1959 zugeteilten 64 machten der letzten württembergischen Personenzuglok der BR 75.0 im Juli 1960 den Garaus. Und der Stern der 38.10, die seit 1920 in Württemberg und Heilbronn heimisch geworden war, begann, von Crailsheimer 23 verdrängt, seit Mitte der 60er Jahre zu sinken.
So kannte der Bahnhof Heilbronn vom Winterfahrplan 1970/1971 noch täglich acht Eilzüge, die allesamt mit Crailsheimer 023 zwischen Heilbronn und Heidelberg, Ludwigshafen bzw. Schwäbisch Hall-Hessental gefahren wurden. Mit E 1559 gelangte man an Werktagen außer Samstag auch mit 023-Dampf von Ludwigshafen über Heilbronn nach Crailsheim.
023 065 (Jung 12131/1955) des Bw Crailsheim ist am 31.12.1970 soeben mit einem Personenzug aus Eppingen in Heilbronn Hbf eingetroffen. Die Lok wird gleich Kopf machen und die Wageneinheit als Personenzug wieder nach Eppingen zurückfahren. 023 065 fährt am Tag vor Neujahr im 064-Plan.
Zwei Reisezüge mit den Crailsheimer Loks 023 065 und 023 072 (Jung 12507/1956) am 31.12.1970 in Heilbronn Hbf. Der Personenzug links ist die 064-Leistung nach Eppingen, die am Tag vor Neujahr mit 023 gefahren wird. 023 065 vom Bild oben hat bereits umgesetzt.
Um die 20 Personenzüge, in den verschiedensten Konstellationen der Verkehrstage über die Woche verteilt, wurden mit Crailsheimer 023 von und nach Heilbronn gefahren. Es wurden Osterburken, Heidelberg, Neckarelz, Crailsheim, Waldenburg, Karlsruhe und Eppingen angefahren. Die Crailsheimer waren im Winterfahrplan mit 20 Planloks der Baureihe in ihrem gesamten Einsatzbereich westlich ihres Stützpunkts unterwegs. Das Gebiet reichte bis Aschaffenburg und Würzburg im Norden, bis Karlsruhe und Ludwigshafen im Westen und Ulm im Süden.
An Samstagen hatte man statt der 023 eine 003 des Bw Ulm von Heilbronn bis Crailsheim vor dem oben erwähnten E 1559. Die Ulmer 003 kamen ebenso für den E 1965 Richtung Crailsheim an Werktagen außer Samstag nach Heilbronn, das für die 003 auch Wendebahnhof aus Personenzügen aus Crailsheim und Schwäbisch Hall-Hessental und aus dem E 1556 (Crailsheim - Heilbronn) war.
Mit P 3740 konnte man an Werktagen außer Samstag hinter einer Crailsheimer 044 von Heilbronn nach Crailsheim reisen. Ebenso ist P 3713 (Heilbronn - Crailsheim) für einen 044-Einsatz verbürgt.
003 281 (Borsig 14673/1937) des Bw Ulm am 31.12.1970 im Bw Heilbronn auf der Drehscheibe. Die Lok gehört dem Bw Ulm von September 1961 bis zur Ausmusterung im Dezember 1971 an.
044 558 (44 1562!, Borsig 15401/1943) des Bw Crailsheim am 31.12.1970 im Bw Heilbronn. Die Lok gehört zu Crailsheim seit November 1947 und sie bleibt dort bis zu ihrer Ausmusterung im Mai 1973.
Der in der Region mit 044 bewältigte Güterverkehr wurde mit Crailsheimer Loks bestritten, deren Wendebahnhöfe Kornwestheim und Heilbronn waren.
Das Bw Heilbronn selbst steuerte dem Personenverkehr die 064-Loks bei. Die seit 1959 in der Direktion Stuttgart heimische Baureihe war zum Jahreswechsel 1970/1971 dort vertreten mit:
064 018, 136, 235, 419, 438, 457, 491, 496, 513, 519.
In der Liste sind auch die 064 enthalten, die im Heilbronner Einsatz-Bw Lauda stationiert und mit Rangiereinsätzen in Lauda und Personenverkehr nach Wertheim, Würzburg und Osterburken beschäftigt waren. Die Heilbronner 064 führten im Ganzen ein Dutzend Personenzüge mindestens an allen Werktagen außer Samstag auch nach und von Neckarelz und Eppingen.
Die Heilbronner 064 513 (Jung 9263/1940) ist am 31.12.1970 soeben mit dem Personenzug 3846 aus Osterburken in Heilbronn eingetroffen (an 13.12 Uhr) und macht sich nach dem Abkuppeln der Reisezugwagen auf den Weg in das Bahnbetriebswerk. Die Lok gehört dem Bw Heilbronn von Juni 1969 bis zur Ausmusterung im September 1971 an.
Oben Bei der Einfahrt in den Güterbahnhof Heilbronn: Am 31.12.1970 hilft die Crailsheimer 023 040 (Henschel 28540/1954) der 051 028 (BMAG 11517/1940) des Bw Heilbronn vor einem Güterzug aus Richtung Crailsheim. Rechts wieder Lok 023 065 des Bw Crailsheim am Tag vor Neujahr im 064-Plan vor einem Personenzug nach Eppingen. |
050 495 (Borsig 14943/1940) kam Ende 1969 von Emden nach Heilbronn und ist hier am 31.12.1970 in ihrem neuen Heimat-Bw vor der Großbekohlungs-Anlage von 1949 zu sehen. Die Lok bleibt bis zu ihrer Ausmusterung durch die BD Stuttgart am 24.8.1972 beim Bw Heilbronn. |
Im Güterverkehr bildeten die Heilbronner 50, aufgeteilt auf die neuen Baureihenbezeichnungen 050 bis 053, zusammen mit den Mannheimer Loks in der Region einen Fokus. Ab Ende der 1960er Jahre bis Anfang 1973 waren in Heilbronn allein meistens mehr als 30 Lokomotiven der Baureihe stationiert. Mit den 050 - 053 des Heilbronner Einsatz-Bw Lauda waren es zum Jahreswechsel 1970/1971 einmal genau 40 Loks. Die Heilbronner waren im Raum Lauda - Würzburg - Crailsheim, die Mannheimer bis Heilbronn und Osterburken, im Einsatz.
Im Reisezugverkehr führten Heilbronner 050 - 053 täglich außer Sonntags, zwei Personenzüge nach Sinsheim bzw. Eppingen. Die 050 - 053 des Bw Mannheim gaben sich mit Personenzügen aus Heidelberg, Eppingen und Mannheim ein Stelldichein.
Von 038, P8 leider keine Spur mehr auf offener Strecke.
Zu Beginn des Beobachtungszeitraums dieses Archivs, am 1.1.1968, waren beim Bw Heilbronn noch zahlreich P8 stationiert gewesen, die unten mit ihren traditionellen DB-Nummern aufgeführt sind. Die mit dem 1.1.1968 gültigen neuen dreistelligen, aber noch nicht ausgeführten,
038 499 (38 2499, Linke-Hofmann 1843/1919) des Bw Heilbronn am 31.12.1970 kalt im Schuppen ihres Heimat-Bahnbetriebswerks abgestellt. Sie war zu diesem Zeitpunkt noch im Einsatzbestand und sogar die einzige und letzte P8 im Untersuchungsbestand Heilbronns. Im Mai 1970 hatte sie ihre dritte Verlängerung der L3 vom 25.3.1962 bis 16.5.1972 erhalten. Am 12.2.1971 wurde 038 499 jedoch von der Untersuchung zurückgestellt und am 25.6.1971 durch die BD Stuttgart ausgemustert.
Ordnungsnummern der Lokomotiven ergaben sich durch Weglassen der Tausenderstelle der alten. Eine der Heilbronner P8, 38 2111, erfuhr auch eine zahlenmäßige Änderung der neuen Ordnungsnummer, da die noch in Stolberg vorhandene 38 3111 zur 038 111 werden sollte.
38 2111 (038 110) Z, 2212, 2309, 2313, 2499, 2547, 2626, 2631, 3072 Z, 3095, 3273,
3335, 3398, 3711, 3715, 3822 Z, 3959.
Mit den ab August 1968 auch verbindlich an den Loks anzuschreibenden neuen Nummern gingen die P8 dann bis Ende 1970 diesen Weg:
- Es wurde Z-gestellt 038 959 im September 1970.
- Es wurden ausgemustert 038 072, 110 und 822 im März 1968, 038 398 im Oktober 1968, 038 273 im Dezember 1968, 038 715 im September 1969, 038 309 im Dezember 1969, 038 095 und 212 im Juni 1970 und 038 335 im November 1970.
- Es wurden umstationiert 038 711 im Oktober 1968 und 038 626 im Dezember 1969 nach Tübingen, 038 547 im Januar 1970 als Z- und Heizlok nach Lindau sowie 038 313 und 631 im August 1970 nach Tübingen.
- Nach Heilbronn neu zugeteilt wurden im Februar 1970 aus Rottweil 038 637 (38 3637) und 038 958 (38 3958). Im Mai 1970 wurde 038 958 Z-gestellt und 038 637 im Juni 1970 an das Bw Tübingen weitergegeben.
Damit war die Liste der 038 beim Bw Heilbronn zum 31.12.1970 sehr kurz und überschaubar geworden:
038 499, 959 Z.
Beide für Heilbronn gemeldete Loks standen, wie der baldige Besuch des Bahnbetriebswerk Heilbronn zeigen sollte, dort zum Jahreswechsel kalt abgestellt.
Neben den beiden noch beim Bw Heilbronn stationierten P8, 038 499 und 038 959 Z, war im Gelände des Bahnbetriebswerks Heilbronn am 31.12.1970 noch die erst vor wenigen Tagen ausgemusterte ehemalige Heilbronner 038 335 abgestellt. 038 335 gehörte dem Bw Heilbronn seit 1955 an und war unter ihrer alten Nummer 38 3335 eine Zweitbesetzung. Als pr. P8 Kattowitz 2477 (Linke-Hofmann 1596/1918) ging sie nach dem Ersten Weltkrieg als Reparationslok nach Frankreich, verblieb als französische Zwangsleihlok des Zweiten Weltkriegs in Deutschland und wurde mit der Nummer der 1945 in Polen gebliebenen 38 3335 in den DB-Fahrzeugpark eingereiht.
038 959 (38 3959, Hohenzollern 4282/1823) war nach 1945 eine süddeutsche P8 mit Stationierungen in Crailsheim, Stuttgart, Mühldorf (Oberbay.), Ulm, Tübingen, Mannheim und, seit September 1967, Heilbronn. Hier steht sie, bereits als Z-Lok seit 16.9.1970, am 31.12.1970 in ihrem Heimat-Bw, wo sie am 25.6.1971 durch die BD Stuttgart ausgemustert werden wird.
Bw Heilbronn Rbf
Das Bahnbetriebswerk Heilbronn, das ich an diesem Tag besuchte, wurde in der Vergangenheit unterscheidend als Bw Heilbronn Rbf bezeichnet. Als Bahnbetriebswerk Heilbronn Hbf galt die Anlage, deren Ursprünge bis zur Eröffnung der ersten Eisenbahn nach Heilbronn von 1848 zurückreichte. Die erste Heilbronner Wartungs- und Versorgungsanlage für Lokomotiven ist oben im Plan von 1895 unten rechts zu erkennen. Ihre Nutzung endete mit ihrer vollständigen Beseitigung Anfang der 1960er Jahre.
Durch einen ersten nach Zuggattungen differenzierten Fahrplan 1880/1881 wird der immense Anstieg des Zugaufkommens deutlich, der, neben militärischen Anforderungen, bis 1895 zum Ausbau der eingleisigen Gründerzeitstrecken nach Eppingen, Crailsheim, Jagstfeld und Bietigheim auf zwei Gleise führte. In den ersten 1880er Jahren waren im Bw Heilbronn Hbf mehr als 40 Lokomotiven der klassischen württembergischen Länderbahnbaureihen A, Ac, B1, B2, B3, F, Fc und Fa stationiert. Dazu waren ab 1887 noch die bis Heilbronn durchlaufenden badischen Lokomotiven zu versorgen.
Ein großer Rangierbahnhof musste her. Er wurde westlich des Neckars bei Böckingen zusammen mit einer neuen Lokomotiv-Versorgungsanlage für Rangier- und Güterzuglokomotiven errichtet. Die erstrebte weitere Steigerung des Verkehrs hätte das Bahnbetriebswerk Hbf nicht mehr verkraftet.
Zu Gast am 31.12.1970 auf der Drehscheibe des Bw Heilbronn ist die 023 058 (Krupp 3446/1955), seit Juni 1966 beim Bw Crailsheim. In Crailsheim wird die Lok auch Ende des Jahres 1975 ausgemustert werden. 023 058 hat danach noch ein bewegtes Leben als Touristen- und Museumslok in der Schweiz, Holland und Deutschland, in dem sie zeitweise sogar auf Öl fahren wird. Wie seit 1976 ist die Lok auch gegenwärtig im Bestand der Eurovapor.
Am 30.12.1970 wird die kalte 064 457 des Bw Heilbronn von einem Schuppenstand Heilbronns auf einen anderen umgesetzt und dazu von Schwesterlok 064 235 auf die Drehscheibe des Bahnbetriebswerks gezogen. Die von Jung im Jahr 1938 als 64 457 gebaute Lok war die erste 64, die Heilbronn 1959 zugeteilt wurde. Zum Ende der Heilbronner Dampflokunterhaltung wird sie nach Crailsheim gegeben und dort Anfang 1974 ausgemustert. Ihr Kessel geht noch auf die Museumslok 24 009 über. Das kleine Detail Hochspannungswarnschild auf der Vorderseite des linken Wasserkastens ist bemerkenswert.
Während seiner Bauzeit von 1893 bis 1895 ging das neue Betriebswerk Rbf 1893 bereits mit einem siebenständigen Ringlokschuppen und einer 16-m-Drehscheibe in den Betrieb. 1899 wurde der Schuppen schon auf 15 Stände erweitert, von denen die Stände 6 bis 15 zur Zeit der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft zwischen 1925 und 1929 verlängert und die Anlage im Ganzen ausgeweitet wurden. Unter der direkten Reichshoheit kam es im Jahre 1942 zum Einbau einer 23-m-Drehscheibe, die heute noch an Ort und Stelle museal erhalten wird.
Die großen Kriegsschäden, von denen nur die Lokstände 1 bis 8 im Schuppen verschont blieben, wurden ab April 1945 zuerst durch amerikanische Eisenbahnpioniere beseitigt. 1949 folgte nach weiteren Aufbauarbeiten die Errichtung einer leistungsfähigeren Behandlungsanlage mit Kohlekran und Wiegebunker und die Anpassung des Gleisbilds.
1953 ging die Dampflokunterhaltung der beiden Heilbronner Bahnbetriebswerke komplett an das Bahnbetriebswerk Rbf. Dazu wurde eine Rechteckhalle neben dem Lokschuppen des Bw Rbf, die bis 1953 der Wagenausbesserung diente, genutzt und der Ringlokschuppen 1955/1956 wieder um fünf Stände erweitert. So traf der Autor diese Schuppenanlage mit 23-m-Drehscheibe erstmalig zum Jahreswechsel 1970/1971 an und so ist sie auch heute noch als Museums-Bahnbetriebswerk des Süddeutschen Eisenbahnmuseums Heilbronn zu sehen. Der Kohlewiegebunker wich mit dem Abgang der letzten Dampfloks 1974 einer Dieseltankstelle, der Bekohlungskran wurde in den 1980er Jahren abgerissen.
Bildergalerie Dampf zwischen Donau, Jagst und Neckar 1970/1971
Erste Reise in den Süden
038 039, 038 057, 038 156, 038 313, 038 366, 038 553, 038 559, 038 637, 038 650, 038 772, 038 970 | 050 383 052 613 (> 038 156) | 064 094 (auch > 078 062), 064 289, 064 518 078 062 |
Bw Tübingen, das letzte P8-Bahnbetriebswerk...?
Zum Jahreswechsel 1970/1971, als der Autor seine erste Reise zu den Dampflokomotiven in der BD Stuttgart machte, war beim Bw Heilbronn die Lok 038 499 seit dem 8.11.1970 die letzte aktive P8 dieses Bahnbetriebswerks. Bis zu ihrer Abstellung am 12.2.1971 kam 038 499 noch hin und wieder als Ersatzlok unter Dampf. Jetzt war ein anderes Bahnbetriebswerk in der BD Stuttgart, Tübingen, das letzte der DB mit betriebsfähigen P8, die auch noch planmäßig eingesetzt wurden. In den ersten Tagen des Jahres 1971 hat der Autor das P8-Bahnbetriebswerk Tübingen und seine nähere Umgebung mehrmals besucht.
Die Geschichte des Bw Tübingen als Bahnbetriebswerk mit P8 beginnt im September 1920, als die Generaldirektion Stuttgart der Deutschen Reichseisenbahnen dorthin 38 2784, 38 2785, 38 2786 und 38 2828 noch als P8 Cassel 2564 - 2566 bzw. 2555 ab Werk Schwartzkopff überweist. Bis 1923 - die Deutsche Reichsbahn war gegründet und die Generaldirektion Stuttgart zur Reichsbahn-Direktion, RBD, geworden - kommen noch die Lokomotiven 38 3618, als P8 Elberfeld 3065, 38 4005 und 4006, als P8 Hannover 2637 bzw. 2638, ab Werk Linke-Hofmann-Busch und 38 4031 und 4032, schon nach dem endgültigen Plan der Reichsbahn-Umzeichnung benannt, ab Werk Schichau und 38 1440, 1872, 2215, 2668, 2940, 2941 und 2948 aus anderen Direktionen dazu.
Die in Tübingen seit 1920 immer auch zahlreich versammelten P8 weisen zu Beginn des Beobachtungszeitraums dieses Archivs einen Bestand von 15 Maschinen auf, die begleitet werden von Lokomotiven der Baureihen 050-053, 064 und 078, die zu Gast oder ausgeliehen sind. Am 1.1.1971, als Tübingen bereits der einzige P8-Standort der DB ist, sind vor dem Rechteck-Schuppen des Bahnbetriebswerks aufgestellt: 050 641 des Bw Heilbronn, 038 553, davor 078 062 des Bw Aalen und 050 612, die wie 038 553 in Tübingen beheimatet ist.
Die RBD Stuttgart hat Anfang 1929, bei einem Zuständigkeitsbereich, der auf der Landkarte im Uhrzeigersinn von den Orten Bad Mergentheim, Aalen, Ulm, Memmingen, Friedrichshafen, Tuttlingen, Freudenstadt und Heilbronn bestimmt wird, mit Tübingen fünf P8-Dienststellen, die insgesamt 82 Lokomotiven der Baureihe unterhalten. Davon sind in Tübingen inzwischen 21 Maschinen stationiert, die in zwei Dienstplänen zu zwei bzw. 15 Loks zusammen mit Loks der BR 75.0 (wü T5) zum Einsatz kommen. Die 21 P8 am 1.1.1929 sind:
38 1340, 1439, 1440, 1622, 2215, 2668, 2784, 2786, 2787, 2788, 2824, 2828, 2940, 2942, 2948, 3618, 4004, 4006, 4007, 4031, 4032.
Im Jahr 1938, die RBD Stuttgart hat ihren Einflussbereich im Norden bis Wertheim ausgedehnt, ist bei jetzt sechs P8-Dienststellen mit 90 Loks die Zahl der P8, die beim Bw Tübingen stationiert sind, auf 13 gesunken. Seit vier Jahren fährt man von Ulm und Stuttgart bis Tübingen elektrisch und die P8 werden zusammen mit E44 und 24 im hochwertigen Reisezugdienst eingesetzt:
38 1340, 1439, 1700, 2668, 2787, 2824, 2948, 3618, 4005, 4006, 4007, 4031, 4032.
Nach sechs Neuzugängen aber zahlreichen Umstationierungen von Lokomotiven in die Direktionen Regensburg, Nürnberg und München sowie den drei Frontabgaben 38 3618 und 4005 im Jahr 1941, und 38 4031 im Jahr 1942, hat sich die Zahl der P8 in Tübingen Ende 1944 auf neun Maschinen reduziert:
38 1313, 2039, 2193, 2309, 2712, 2864, 3618, 4006, 4007.
Inzwischen ist das Bahnbetriebswerk eines von acht P8-Dienststellen in der Direktion Stuttgart.
Mit 038 039 treffen wir am 1.1.1971 im Gelände des Tübinger Hauptbahnhofs eine muntere P8 an, die in ihrem langen Maschinenleben auch schon viele Jahre beim Bw Tübingen stationiert war. Gebaut 1917 von Linke-Hofmann-Busch (Fab.-Nr. 1418) als preußische P8 Kattowitz 2459, wurde sie bei den Deutschen Reichseisenbahnen 1922 bis 1925 als P8 Oppeln 2459 und danach von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft als 38 2039 geführt. Sie kommt zum Jahreswechsel 1944/1945 zum ersten Mal nach Tübingen. Geht 1962 nach Stuttgart, danach nach Freudenstadt und kehrt am 1.4.1967 von dort wieder nach Tübingen zurück. In nunmehr 12 Monaten, fast genau zum Jahreswechsel 1971/1972, wird 038 039 dann durch die BD Stuttgart ausgemustert werden.
Am 6.8.1945 werden die Teile der RBD Stuttgart, die auf französischem Besatzungsgebiet liegen, der RBD Karlsruhe untergeordnet. Das Bw Tübingen ist dabei und hat als Teil der Direktion Karlsruhe Ende 1947 wieder 12 P8 im Bestand:
38 1187, 1313, 2038, 2039, 2541, 2712, 2864, 3599, 3618, 3682, 3958, 4006.
1950 ist das Bw Tübingen mit den Werken Calw, Freudenstadt und Rottweil zusammen im Eisenbahn-Maschinenamt Tübingen organisiert und hat 11 P8 stationiert:
38 1187, 1990, 2038, 2039, 2712, 2864, 3079, 3599, 3682, 3684, 4006.
Am 1.1.1953 werden die Direktionsgrenzen Karlsruhe und Stuttgart von 1938 wiederhergestellt. Das Bw Tübingen kommt mit 13 P8 zur RBD Stuttgart, ab 1.4.1953 Bundesbahn-Direktion, BD, zurück:
38 1187, 1990, 1998, 2038, 2039, 2712, 2755, 2864, 3079, 3599, 3682, 3684, 4006.
Vom Sommerfahrplan 1955 sind für die nunmehr 12 Lokomotiven der BR P8 des Bw Tübingen 84.877 km/Monat und 314 km/Betriebstag als durchschnittliche Laufleistung überliefert. Damit liegen die Tübinger Loks im Vergleich mit den Maschinen der übrigen acht P8-Bahnbetriebswerke der BD (Aalen, Crailsheim, Freudenstadt, Heilbronn, Lauda, Rottweil, Ulm und Stuttgart) im oberen Mittelfeld. Eine herausragende Leistung der Tübinger P8 ist E 756/766 Freiburg-München im Abschnitt Donaueschingen-Aulendorf in beiden Richtungen.
Der Bestand im Jahr 1955 ist gegenüber 1953 fast unverändert:
38 1187, 1990, 1998, 2038, 2039, 2755, 2864, 3079, 3599, 3682, 3684, 4006.
Per 31.5.1963 sind 89 betriebsbereite P8 in der Region. Sie sind, nachdem Aalen und Lauda den Reigen der Bahnbetriebswerke verlassen haben, auf sechs Bahnbetriebswerke verteilt. Tübingen verfügt dabei auch nach größerem Bestandswechsel mit Zuwachs aus den BD Mainz, Karlsruhe und Saarbrücken wieder genau über 12 Maschinen, zu denen eine ehemals badische P8 (38 3798 ex bad. 1158) und eine Z-Lok gehören:
38 1180, 1285, 1313, 1631, 1990, 2087, 2712, 2755, 2789 Z, 3074, 3347, 3798.
Die einsatzfähigen P8 leisten im Monat 91.723 km, 309 km/Betriebstag, und stehen damit nach Crailsheim jetzt an zweiter Stelle der Bestenliste.
Von September 1965 bis April 1967 geben die Bahnbetriebswerke Stuttgart, Ulm und Freudenstadt, in dieser Reihenfolge, die Unterhaltung der P8 auf. Ulm tritt noch 38 1772, 38 3855Z und 38 3086 an Tübingen ab. Von Freudenstadt kommen alle betriebsfähigen P8 und einige Z-Loks nach
Mit der Auflösung des P8-Bestands beim Bw Freudenstadt kommt am 6.10.1966 Lok 038 559 (38 3559, Humboldt AG 1670/1921 als P8 Elberfeld 3006 der Deutschen Reichseisenbahnen) zum Bw Tübingen, das zu ihrer Endstation wird. Am 4.1.1971 steht die Lok in Ihrem Heimat-Bw bereits Z und wird in drei Monaten von der BD Stuttgart ausgemustert werden.
Tübingen. Mit Zuwachs auch aus den BD Frankfurt, Nürnberg, Regensburg, Wuppertal und Saarbrücken sind mit dem 30.5.1967 nunmehr in Tübingen 18 unterhaltene Maschinen P8 stationiert:
38 1313, 1772, 2039, 2229, 2259, 2366, 2367, 2547, 2967, 2974, 3074, 3086, 3156,
3323, 3509, 3559, 3567, 3853.
Das ist für Tübingen zu DB-Zeiten der höchste je erreichte Bestand an betriebsbereiten P8. Tübingen ist jetzt mit 106.940 km/Monat und 270 km/ Betriebstag bei der Laufleistung der Spitzenreiter der vier verbliebenen P8-Bahnbetriebswerke der BD Stuttgart, die zusammen über 43 P8 verfügen. Im gerade zurückliegenden Winterfahrplan haben die P8 des Bw Tübingen dabei täglich acht Eilzugverbindungen fünf Nahverkehrszüge zu den Wendebahnhöfen Reutlingen, Horb, Offenburg, Sigmaringen und Aulendorf hin und von dort wieder zurück befördert.
Bei Umstrukturierungen der Verwaltung in der BD Stuttgart im Juli 1967 - das Maschinenamt Tübingen wird aufgelöst und das Bw Tübingen dem Maschinenamt Stuttgart untergeordnet - stellt nun auch Crailsheim seinen P8-Betrieb ein. 38 2636 und 38 3080 werden nach Tübingen umstationiert. Aus Gremberg kommt 38 3369 im September 1967, 38 3509 aus Nürnberg im Mai 1967 und im November noch 38 3650.
Mit dem 1.1.1968 und der Einführung der maschinenlesbaren Bezeichnung der DB-Lokomotiven ist die Auflistung aller in Tübingen stationierter 26 P8, einmal einschließlich aller 11 Z-Lokomotiven, zu einem Stichtag möglich:
038 039 (38 2039), 074 (3074), 080Z (3080), 086 (3086), 156 (3156), 229 (2229),
259 (2259), 308Z (2308), 323Z (3323), 367Z (2367), 369 (3369), 477 (3477), 509 (3509),
520Z (3520), 553 (3553), 559 (3559), 567 (3567), 636Z (2636), 650 (3650), 751Z (2751),
772 (1772), 853Z (3853), 855Z (3855), 967Z (2967), 976 (2976), 983Z (2983).
Beim Inkrafttreten des neuen Lokomotiv-Nummernplans gibt es neben der BD Stuttgart nur noch drei weitere Direktionen, in denen P8 unterhalten werden: Nürnberg, Köln und Regensburg. Der Bestand des Bw Tübingen ändert sich nur noch wenig durch Zuzug von P8 aus anderen Regionen, wohl aber mehr aus P8-Bestandsauflösungen anderer Bahnbetriebswerke in der BD Stuttgart und durch Abstellen und Ausmusterung. Aus dem Einsatzbestand werden entlassen und vereinzelt auch schon ausgemustert: 038 074 (38 3074), 038 086 (38 3086), 038 229 (38 2229), 038 567 (038 3567) und 038 976 (38 2976). Von den Z-Maschinen vom 1.1.1968 werden alle bis auf drei aus dem Gesamtbestand gestrichen. Zum letzten Mal werden im Jahr 1968 aus anderen Bundesbahn-Direktionen P8 nach Tübingen umgesetzt: je eine aus Regensburg und Köln, 038 382 (38 2383!) bzw. 038 970 (38 3970).
Im folgenden Winterfahrplan 1968/1969 bestreiten die Tübinger P8 den Dienst als Schiebelok zwischen Horb und Eutingen an einem Schnellzug und mit 14 Eilzügen und 40 Nahverkehrszügen zu allen Verkehrstagen. Die Wendebahnhöfe sind Reutlingen, Offenburg, Sigmaringen, Aulendorf, Horb, Freudenstadt, Böblingen, Renningen, Eutingen, Tuttlingen, Sindelfingen und Hausach sowie Ebingen und Hechingen auf der Zollernbahn.
Nachdem im Januar 1968 die BD Nürnberg und im Januar 1969 die BD Köln ihre P8-Bestände aufgelöst haben, ist mit Abstellung der letzten P8 aus der BD Regensburg im April 1970 die BD Stuttgart nun die letzte DB-Direktion mit P8-Lokomotiven der DB-BR 038. Und das große Aufräumen ist auch in der BD Stuttgart im Gang.
Am 4.1.1971 bringt 038 637 (38 3637, Linke-Hofmann-Busch 2388/1921als P8 Elberfeld 3084 der Deutschen Reichseisenbahnen) einen Reisezug von Sigmaringen nach Tübingen und passiert soeben das Einfahr-Hauptsignal des Bf Tübingen Hbf.
038 637 (38 3637) ist unmittelbar nach dem Einsatz aus Sigmaringen am 4.1.1971 zur Versorgung und einer Betriebspause dem Bw Tübingen, ihrem Heimat-Bw, zugefahren und verlässt gerade die Drehscheibe des Bahnbetriebswerks. Die Lok kam vor einem halben Jahr von Heilbronn nach Tübingen und ist die letzte einmal als Wendezuglok eingesetzte P8 der DB mit Wannentender und geschlossenem Führerhaus. Sie wird am 30.12.1971 von der BD Stuttgart ausgemustert werden.
Mit der Ausmusterung der 038 499 ist die Auflösung des P8-Bestands 1971 beim Bw Heilbronn beendet: Von Oktober 1968 bis August 1970 waren dabei noch fünf Heilbronner P8 an Tübingen gegangen. Darunter am 10.6.1970 die Wannentender-Lok 038 637 (38 3637). Während Wannentender-P8 für Tübingen wegen einiger kurzer Drehscheiben in Einsatzgebiet mit traditionellen Tendern 2' 2' T 21,5 umgerüstet werden, behält 038 637, mit geschlossenem Führerhaus ehemals als Wendezuglok eingesetzt, den Tender 2' 2' T 30. Am 19.9.1971 wird die Lok als letzte Wendezug- und Wannentender-P8 der DB abgestellt werden und am 23.10.1971 bei einer Begutachtung im AW Trier ausgemustert.
Bereits im Februar 1970 hatte sich Rottweil von seinen P8 verabschiedet und bis dahin, vom Juli 1969 an, fünf Lokomotiven an Tübingen abgegeben. Darunter, nur kurzfristig bis zu ihrer Rückgabe an Rottweil und Z-Stellung im November 1969, die 038 282 (38 1282), die aus dem Bw Nürnberg Rbf kam und die letzte P8 der BD Nürnberg war. Der Rottweiler P8-Abschied ist als endgültig und das Bw Tübingen absehbar kurzfristig als das letzte P8-Bw der BD Stuttgart und der gesamten DB geplant. Es kommt aber noch anders. Jetzt, Ende 1970, verfügt Tübingen über 13 betriebsfähige P8, die in 11 Eilzug- und wieder 40 Nahverkehrsverbindungen unterwegs sind:
038 039, 156, 313, 382, 509, 553, 631, 637, 650, 711, 772, 791, 970.
Die Liste der Wendebahnhöfe liest sich wie oben im Winterfahrplan 1968/1969, jedoch werden ab Januar 1971 Zug um Zug die P8 durch 215 ersetzt. Bereits am 22.2.1971 fahren Eilzüge nach Offenburg zum letzten Mal mit einer P8 und im Wochenendverkehr machen sich an Sonntagen bei täglichen Zügen und an Samstagen bei werktäglichen fast immer Dieselloks nützlich. Der Einsatz von P8 in der Relation Tübingen-Sigmaringen-Aulendorf kommt fast vollständig zum Erliegen. Für den Sommerfahrplan 1971 ist der komplette Ersatz der P8 durch 215 vorgesehen. Es werden per 2.6.1971 die Loks 038 156 (Z 9.3.1971), 038 509 (Z 27.1.1971), 038 970 (Z 1.3.1971) zur Ausmusterung freigegeben.
Da von den für Tübingen reservierten 215 zwei an Heilbronn abgegeben werden müssen, startet noch einmal der Sommerfahrplan 1971 für Tübingen mit neun betriebsbereiten P8, von denen vier für den Nahverkehr Tübingen-Horb und Horb-Böblingen-Sindelfingen, zum überwiegenden Teil von Montag bis Freitag, benötigt werden. Es sind einsatzbereit:
038 039, 313, 382, 553, 631, 637, 650, 711, 772.
Lok 038 791 steht nach Z-Stellung vom 26.4.1971 inzwischen auch zur Ausmusterung bereit.
Der Tübinger P8-Einsatz setzt sich im Winterfahrplan 1971/1972 so fast unverändert weiter fort. Allerdings werden die wenigen verbliebenen Wochenendleistungen der P8 am 24.10.1971 eingestellt: Am 25.10.1971 stehen wieder zwei neue 215 zur Verfügung. In den letzten Wochen des Fahrplans werden noch 038 650, 038 711 und 038 772 eingesetzt. 038 382 hat ab April 1972 Zeit für eine mehrwöchige Rundreise durch den Norden und Westen der DB zu Sonderfahrten für Eisenbahnfreunde. Mit 038 382 wird in den BD Hamburg, Essen, Köln, Saarbrücken und mit einer Fahrt von Oberhausen nach Rotterdam die P8 verabschiedet. Von Oberhausen-Osterfeld aus nimmt die Lok sogar auch am Planeinsatz mit den Nahverkehrszügen 2617 und 2635 Essen-Coesfeld, 2635 Coesfeld-Essen und Dg 7952 Coesfeld-Osterfeld teil. Am 28.5.1972 führt sie einen Sonderzug von Köln nach Dieringhausen und eine Woche später ist sie im Sonderplan von Koblenz nach Wengerohr und durch die Eifel bis Mayen unterwegs. Am 12.6.1972 kehrt die Lok nach Tübingen zurück.
Von April bis Juni 1972 auf großer Tournee: 038 382 (38 2383!, Henschel 16539/1919, abgeliefert als pr. P8 Elberfeld 2535) vom Bw Tübingen am 4.6.1972 auf der Eifel-Sonderfahrt beim Verlassen des Tunnels unter der Ruine der Löwenburg oberhalb Monreal auf der Eifelquerbahn zwischen Daun und Mayen-Ost, Richtung Mayen-Ost. |
Der Sommerfahrplan 1972 überrascht für Montag bis Samstag mit einem zweitägigen Umlauf für Dampflokomotiven, an dem zwei Maschinen aus drei betriebsfähigen P8 zusammen mit jeweils einer an Tübingen ausgeliehenen 078 teilnehmen. Am ersten Tag sind zwei Eilzüge Freudenstadt-Eutingen und zurück und zwei Nahverkehrszüge Freudenstadt-Hausach und Hausach-Horb zu fahren. Am zweiten Tag steht der Einsatz als Drucklok hinter einem Nahverkehrszug Horb-Eutingen und vor Nahverkehr nach Böblingen, Horb und Freudenstadt im Programm.
Die drei letzten preußischen 2'C-Lokomotiven tragen die Nummern - wer kennt sie nicht - 038 382, 711 und 772. Von den inzwischen Ausgeschiedenen hatte Lok 038 039 während des Sommerfahrplans 1971 noch das AW Trier aufgesucht, wurde dort am 20.8.71 Z-gestellt und gleich nach Karthaus gebracht. Sie wurde im Dezember 1971 ausgemustert. 038 313 war im November 1971 Z-gestellt worden und diente den Winter 1971/1972 über als Heiz- und Arbeitslok in Friedrichshafen, bevor sie im April 1972 ausgemustert wurde. 038 553 strich man im März 1972 aus dem Unterhaltungsbestand und musterte sie im August desselben Jahres zusammen mit 038 631 und 038 650 aus, Loks, die im April 1972 (wegen loser Radreifen) bzw. Mai 1972 Z-gestellt worden waren. 038 637 hatte man schon wie 038 039 im Dezember 1971 ausgemustert.
Der Winterfahrplan 1972/1973 beginnt und endet in einer ähnlichen Struktur wie die des Fahrplans im vorherigen Sommer. Zwei Loks werden benötigt und acht Einsätze vor Eilzügen und Nahverkehr planmäßig gefahren. Von November 1972 bis Februar 1973 wird vorübergehend in diesen Plan sogar ein dritter Verkehrstag eingeführt und werden ein weiterer Eilzug und acht Nahverkehrsverbindungen eingeschoben.
Für 038 711 und 772 sind für März bzw. April 1971 erfolgreiche Aufenthalte im Ausbesserungswerk Trier belegt. Alles in allem können die drei Letzten mit Fristen bis in die zweite Hälfte 1974 und Anfang 1975 aufwarten. Die sparsame BD Stuttgart lässt die Loks also gewähren und setzt sie am 3.6.1973 zusammen mit den letzten 050-053 des Bw Tübingen zum Bw Rottweil um. Nachdem die Loks den Winterfahrplan 1972/1973 bestritten
Nach dem Abgang von drei weiteren Tübinger P8 im August 1972 sind noch drei Loks übrig, die Lokomotiven 038 382, 038 711 und 038 772. Hier 038 711 (38 3711, Hohenzollern 4255/1922 als P8 Hannover 2591 der Reichseisenbahnen) am 5.4.1973 in ihrem Heimat-Bw Tübingen, acht Wochen vor der überraschenden Umbeheimatung der drei Letzten nach Rottweil.
Am 31.12.1973 fährt auf der Kinzigtalbahn in der Nähe von Schiltach 038 772 (38 1772, Schichau 2275/1915 als pr. P8 Königsberg 2459), seit dem 30.6.1973 nun beim Bw Rottweil, mit ihrem Personenzug von Freudenstadt nach Hausach vorbei. 038 772 war Tübinger Lok seit Mai 1967 und wird nach dem Umsetzen nach Rottweil noch als letzte P8 der DB bis Januar 1975 unter Dampf sein.
hatten, setzen sie aus Rottweil nun auch den Einsatz im Sommerfahrplan 1973 und im Winterfahrplan 1973/1974 nach Plan zusammen mit je einer 050-053 fort. Die Einsätze zeigen nur geringfügige Veränderungen gegenüber dem Winter 1972/1973, im Sommer 1973 werden vorübergehend zwei Eilzugverbindungen wieder auch sonntags gefahren. Im Februar 1974 stellt man 038 711 jedoch Z. Im April des Jahres fällt 038 772 wegen eines schadhaften Radsatzes aus, ist aber Mitte Mai wieder in Betrieb.
Der Sommer 1974 bringt das Ende für 038 382, die wegen eines Kesselrisses am 29.4.1974 Z-gestellt wird. Die Lok steht als Phantom wieder auf: 038 711 wird, mit ihrer Frist bis 26.11.1974, wieder hergerichtet und absolviert als "38 2383" Ende April noch den Einsatz mit einem Sonderzug. 038 772 ist dann ab April 1974 die letzte aktive P8 und wird in einem mehrtägigen 050-053er Plan durch Freudenstadt eingesetzt. Noch zu Beginn des Winterfahrplans 1974/1975 steht sie im Plan Rottweiler 050-053 von Rottweil nach Tuttlingen und Villingen. Dann wird sie, ohne Z-gestellt zu sein, "rechtzeitig" vor Jahresende 1974 am 5. Dezember zur Ausmusterung freigegeben. Die Zentrale Transportleitung der DB verfügt am 17.12.1974 die Ausmusterung der Lok, die am 29.12.1974 jedoch mit einem Sonderzug unterwegs ist. 038 772 fährt am 30.12.1974 als letzte Planleistungen einer P8 den 5923 von Rottweil nach Tuttlingen und den 5926 zurück nach Rottweil und wird zum 1.1.1975 von der BD Stuttgart ausgemustert; womit in Württemberg 54 Jahre P8 zum Abschluss gekommen sind.
038 772 verabschiedet sich am 31.12.1974 aber noch mit einem weiteren Sonderzug, wird endlich am 1.1.1975 auch Z-gestellt und kommt am 15.2.1975 für einen Sonderzug von Hannover nach Uelzen wieder in den Dienst! Ihre Überführungsfahrt nach Hannover erhält einen Anschluss nach Hamburg, wo sie am 20.1.1975 an privat für den Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. VVM verkauft wird.
Am 24.2.1975 läuft ihre Frist ab. Für die DB hat sie bis dahin eine Gesamtlaufleistung von 3.719.271 km erbracht.
(Zuletzt geändert am 27.03.2022)
Bildergalerie Dampf zwischen Donau, Jagst und Neckar 1970/1971
Zweite Reise in den Süden
023 001, 023, 027, 030, 046, 061, 070 | 044 557 (> 023 070) | 050 088, 641, 646, 965 051 028 (> 023 070), 441, 750 052 603, 759 053 097 | 064 136, 419, 513, 519 (> auch 023 030) 086 182, 543 |
Bildergalerie Dampf zwischen Donau, Jagst und Neckar 1973/1974
Dritte und vierte Reise in den Süden
023 027, 050 | 038 382 (> 052 953), 711, 772 (> 038 711) | 044 402 050 202 (> 044 402), 856 (> 023 027), 902 052 733, 839, 953 | 064 457 078 192, 246, 256, 410 89 407 |
(Zuletzt geändert am 28.03.2022)